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Als Führungsteam haben Ulrike und Jörk Körper schon manche Krise bewältigt. Was ihnen dabei hilft: Immer auf der Sachebene bleiben. (Foto: Jörg Wiebking)

Jörg Wiebking2020-11-03T09:33:31+01:00

Dieses Ehepaar bewältigt jede betriebliche Krise

Wie lösen Ehepaare betriebliche Konflikte und Krisen, wenn sie das Unternehmen gemeinsam führen? Ulrike und Jörg Körper haben eine Lösung – die auch in der schwersten Krise funktioniert.

Tradition:

Die Körpers haben den 1968 von Heinrich Klauenberg gegründeten Betrieb 2001 übernommen. (Foto: Jörg Wiebking)

Corona-Krise? Große Sorgen? Wohl eher nicht, wenn man bei diesen Fragen in die entspannten Gesichter von Ulrike und Jörg Körper schaut. Die sei gar nicht so schlimm, sagt Ulrike Körper, „für uns bedeutet das vor allem mehr organisatorischen Aufwand“. Und: „Wir haben schon ganz andere Krisen überstanden“, ergänzt ihr Mann. Zum Beispiel eine Fachkräftekrise.

Klare Zuständigkeiten

Gemeinsam führt das Ehepaar seit fast 20 Jahren die Tischlerei Klauenberg in Hannover, er als Geschäftsführer, sie als Prokuristin. Er ist Ingenieur für Holztechnik, sie ist Bauingenieurin und Betriebswirtin des Handwerks. Jeder hat eigene Führungsaufgaben. Sie ist für Finanzen, Personal und das Büro verantwortlich. Er kümmert sich um Verkauf, Beschaffung, Bau- und Auftragsbegleitung. Über Strategie und Marketing entscheiden sie gemeinsam.

Und wenn sie einmal nicht einer Meinung sind, sondern einen Konflikt haben? Das scheint nicht oft vorzukommen, denn ein Beispiel will den beiden trotz angestrengten Nachdenkens partout nicht einfallen. Was vielleicht auch daran liegt, wie die Körpers zu gemeinsamen Entscheidungen finden: „Man muss die Sachebene und die persönliche Ebene trennen. Wir entscheiden immer auf der Sachebene: Was ist das Ziel und welches ist der beste Weg, um dieses Ziel zu erreichen?“, sagt Jörg Körper. So fänden sie immer einen gemeinsamen Nenner.

Überraschend in der Fachkräftekrise

Auch klare Zuständigkeiten und sachliche Entscheidungen schützen nicht immer vor Problemen. Aber sie helfen dabei, sie zu bewältigen. So wie im Jahr 2017, als fünf von acht Gesellen den Betrieb verließen. „Die wurden einfach abgeworben, von nicht organisierten Betrieben, die selbst nicht ausbilden“, wie Jörg Körper betont. „Weil sie selbst nicht ausbilden, versuchen solche Betriebe auf diese Weise an Fachkräfte zu kommen“, sagt der Unternehmer. So verlor die Tischlerei mitten im der Fachkräftekrise selbst einen Großteil ihrer erfahrenen und langjährigen Mitarbeiter.

Sachlich zur Lösung

Warum haben die Gesellen den Betrieb verlassen? Als Gründe hätten die meisten Aussteiger die bessere Bezahlung beim Wettbewerber genannt. Einer habe auch von Veränderungswünschen gesprochen, ein anderer kam nach der Meisterschule nicht mehr zurück. Für die Körpers kam das überraschend, ohne Vorzeichen. Und „Geld war nie ein Thema, sonst hätte man ja mal darüber reden können“, sagt Jörg Körper.

Kurzfristig konnten die Körpers die Kündigungen durch Zeitarbeit auffangen. Doch wie sollte es weitergehen? „Uns war klar, dass es nicht genügt, neue Fachkräfte zu finden, sondern dass wir sie dann auch halten müssen“, berichtet Ulrike Körper. Was zu der Frage führt, was das Team von seinen beiden Chefs erwartet, um die Mitarbeiterbindung zu erhöhen?

Klar sei ihnen gewesen, dass sie bei dieser Herausforderung Unterstützung brauchten – um gemeinsam mit dem Team auf der Sachebene zu bleiben und gemeinsame Ziele zu entwickeln. Geholfen haben ihnen dabei eine Unternehmensberaterin und das Förderprogramm „unternehmensWert:Mensch“ (unternehmens-wert-mensch.de): „Ein Berater hat es als Moderator viel leichter, alle dazu zu bringen, sich zu öffnen, Probleme und Wünsche offen anzusprechen und dabei auf der Sachebene zu bleiben“, sagt Jörg Körper.

Mehr Informationen für das Team

Teamidee:

Den Platz für den neuen Ausstellungsraum für Sicherheitstechnik haben die Mitarbeiter von Ulrike und Jörg Körper geschaffen. (Foto: Jörg Wiebking)

Die Beratung 2018 hat sich für die Körpers ausgezahlt. Inzwischen arbeiten wieder sieben Gesellen in der Tischlerei. Und die Wünsche der Mitarbeiter an ihre Chefs erfüllen die beiden gerne: mehr Informationen, mehr Kommunikation – und mehr Verantwortung für das Team, auch für betriebliche Veränderungen.

Den Wunsch nach mehr Informationen über Aufträge erfüllt der Betrieb zum Beispiel in Form von neuen, an den Mitarbeiterbedürfnissen orientierten Arbeitsunterlagen. In ihnen steht nun schon auf der ersten Seite, was bei einem konkreten Auftrag wichtig ist. Und eine Checkliste hilft dabei, all das zu bedenken, was während und bei Abschluss der Arbeit wichtig ist.

Ebenso wichtig seien inzwischen die nach der Beratung eingeführten monatlichen Besprechungen zu betrieblichen Belangen, berichtet Ulrike Körper. Hier informieren die Körpers über Zwischenstände statt wie früher über fertige Ergebnisse. „Das ist ganz wichtig, weil Ergebnisse Zeit brauchen und sonst der Eindruck entstehen kann, dass sich gar nichts tut“, weiß Ulrike Körper. Das sei wohl 2016/17 ein Problem gewesen, als die beiden an einem großen Strategieprojekt arbeiteten – ohne dem Team sofort Ergebnisse oder Zwischenstände zu präsentieren.

Abwanderungen – kein Thema mehr

Diese monatliche Runde ist auch eine Gelegenheit für alle Mitarbeiter, sich einbringen. „Plötzlich werden da Dinge offen und sachlich angesprochen, die früher nie ein Thema waren“, freut sich Jörg Körper – auch weil dabei viele gute Ideen für die betrieblichen Abläufe und Strukturen entstehen. Für deren Umsetzung ebenfalls Teammitglieder die Verantwortung übernehmen.

Sorgen wegen weiterer Abwanderungen haben Ulrike und Jörg Körper jedenfalls nicht mehr. Sogar einer der fünf Aussteiger sei inzwischen in das Unternehmen zurückgekehrt. Und gut gerüstet für eine zweite Corona-Welle sehen sie die Körpers mit diesem Team allemal.

Galerie

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  • Als Führungsteam haben Ulrike und Jörk Körper schon manche Krise bewältigt. Was ihnen dabei hilft: Immer auf der Sachebene bleiben. (Foto: Jörg Wiebking)

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