Stars des Interiordesign: Beschläge
Drei große Trends prägen den Beschlag: Individualisierung, Digitalisierung und Offenheit.
In der Einrichtungsbranche dreht sich das Trendkarussell schnell. Industriallook, Retrostyle, Micro Living – ein Modewort jagt das nächste. Nicht alles ist dabei für Schreiner interessant. Doch es gibt es immer wieder Entwicklungen, bei denen es sich lohnt, genauer hinzuschauen.

„Manchmal ist es nur ein kleines Detail, das ein Produkt für den Nutzer viel attraktiver macht.“ Yvonne Deters, Geschäftsleiterin von Goos Communication in Hamburg (Foto: Goos Communication)
Die Kommunikationsagentur Goos Communication hat sich auf der Interzum umgeschaut. Für uns haben die Hamburger Möbel- und Einrichtungsexperten ihre wichtigsten Erkenntnisse noch einmal zusammengefasst.
In Köln präsentieren die Zulieferer ihre neuesten Entwicklungen; vieles, was hier zu sehen ist, bestimmt das Möbeldesign der Zukunft. Die Mitarbeiter von Goos Communication sind sicher: Die heimlichen Stars des Interiordesigns sind die Beschläge. Sie bildeten den Rohstoff für die kreative Arbeit der Tischler, Innenarchitekten, Möbelhersteller oder Designer. In diesem Jahr bot die Interzum nach Meinung der Agentur reichlich Impulse – auch wenn es vielfach um Verfeinerungen bekannter Entwicklungen ging.
Die Individualisierung
Seit ein paar Jahren hält er sich hartnäckig und man muss kein Nostradamus sein, um zu prophezeien, dass er nicht so schnell verschwinden wird: der Trend zur Individualisierung. Den Beschlagherstellern fällt hier eine Schlüsselrolle zu: Für neue Formen, Materialien und Ideen müssen sie eine Technik bereitstellen, die Bewegungen ermöglicht. Die Einbautiefen werden immer geringer, die Beschläge immer filigraner, ihre Tragfähigkeit steigt aber. Der Beschlag nimmt sich zugunsten des Designs zurück und wird damit selbst immer mehr Designstück.
Die Digitalisierung

Stabil, multifunktional und dazu am besten unsichtbar: Diese Voraussetzungen sollte ein Beschlag heute erfüllen. (Foto: Vauth Sagel)
Zudem prägt die immer stärkere Nutzung von Digitaltechnologien unseren Alltag. Smart Living ist ein allgegenwärtiges Thema. Dass es zahlreiche Möglichkeiten gibt, wie IT und Wohnen verbunden werden können, ist klar. Welche aber sinnvoll sind und vom Verbraucher wirklich genutzt werden, das wird von Jahr zu Jahr deutlicher. Sprachsteuerung zum Beispiel hat sich mit Alexa und Co. als genutzte Technologie erwiesen. Und auch hier ist es wieder der Beschlaghersteller, der Technologien bereitstellen muss.
Der Beschlag wird digital. Hersteller wie Hailo oder Häfele greifen dieses Thema auf. Letztere mit einem Steuerungsmodul, das eigene Komponenten und Partner-Systeme in einem System zusammenbringt – ein wichtiges Thema bei der Digitalisierung, bei der einheitliche Standards noch zu etablieren sind. Neue Partner sind im Boot, die nicht unbedingt ihren Ursprung in der Möbelbranche haben: Unter dem Motto „upgrade your furniture“ verbindet beispielsweise Schulte Elektrotechnik die Trends Individualisierung und Digitalisierung und elektrifiziert Möbel auf Wunsch – von der versteckten Steckdose bis hin zum drahtlosen Aufladen des Smartphones.
Die neue Offenheit
Es fing in der Küche an: Die Grenzen zwischen den verschiedenen Funktionszonen des Wohnens lösen sich langsam, aber sicher auf. Wie das aussehen kann, zeigt zum Beispiel Vauth-Sagel. Der Systemhersteller zeigte auf der Interzum erstmals Lösungen für alle Bereiche des Wohnens: Küche, Hauswirtschaft, Bad, Schlafen – und eben Wohnen.
Um Grenzen zwischen den Wohnbereichen zu überwinden, benötigt man flexibel einsetzbare Gestaltungselemente und muss die Kunst des Weglassens beherrschen. Für Letzteres ist Grass bekannt. Die Österreicher arbeiten seit Langem an der Perfektionierung von Bewegungssystemen und haben jetzt einen Klappenbeschlag vorgestellt, der sich beinahe unsichtbar macht – und sich damit für alle Wohnbereiche empfiehlt. (Thomas Vahle)