HolzheldenHolzhelden
  • Startseite
  • Holzhelden
  • Werkzeugtest

Thomas Vahle2019-06-27T10:25:05+02:00

Trotz Maschinen: Erfahrung beim Treppenbau erforderlich

Früher Massivholz, heute Materialmix. Nach wie vor brauchen Treppenbauer viel Erfahrung.

Eigentlich sollte es in einer digitalen Welt kein Problem mehr sein, eine Treppe zu bauen. Das Aufmaß ist mit dem Scanner schnell und genau gemacht. Am Monitor lässt sich mit den gängigen Programmen die Treppe exakt planen, den Rest übernimmt das CNC-Bearbeitungszentrum.

Materialmix erfordert Know-how

Schreinermeister Winfried Böhlein: „HPL-Treppen sehen aus wie Stahl, sind aber leichter.“ (Foto: Vahle)

„Ganz so einfach ist es nicht“, weiß Schreinermeister Winfried Böhlein aus dem fränkischen Königsfeld: „Die Ansprüche sind gestiegen. Früher haben wir in Massivholz gearbeitet, heute besteht eine Treppe häufig aus einem Materialmix.“

Böhleins Vater Hans hat schon vor mehr als 50 Jahren Treppen gebaut. Nach seinem Tod übernahm Sohn Winfried 1993 den Betrieb. Neben Holz und Farbe haben heute andere Materialien Einzug in den Treppenbau gehalten. Beispielsweise Glas und Stahl; ein neuer Trend sind die sogenannten HPL-Treppen, die aus Plattenmaterial bestehen. Sie sind sehr belastbar und ihre Oberfläche ist sehr schlagfest. „HPL-Treppen sehen aus wie Stahl, sind aber viel leichter und sie lassen sich wie Holz bearbeiten“, berichtet Böhlein aus der Praxis. „Das Spektrum wird immer breiter“, sagt er. Die Massivholztreppe – wie sie sein Vater noch hauptsächlich gebaut hat – ist deswegen aber noch lange nicht tot. Sie existiert weiter. Nur dass sie heute eher filigraner gestaltet ist als in den Häusern unserer Großeltern.

Für das Aufmaß benutzt Winfried Böhlein gewöhnlich einen Scanner – das ist heute Standard. „In einem Neubau mag es noch mit dem Zollstock gehen. Aber in einem Altbau, der krumm und schief ist, da ist das Gerät nicht zu ersetzen“, sagt der Schreinermeister. Die Treppenplanung erfolgt natürlich am Rechner, die Fertigung wird zu 95 Prozent in der Werkstatt umgesetzt. Sonderteile vergibt der Franke an Partner-Betriebe. Den Aufbau übernehmen seine Mitarbeiter. Sechs Gesellen und einen Auszubildenden beschäftigt Winfried Böhlein.

Hard- und Software im Treppenbau

Angela Martin ist Fachfrau für das Aufmaß. (Foto: Vahle)

Wie aber unterstützen Hard- und Software heute den Treppenbauer? Das weiß Angela Martin, Vertriebstechnikerin bei der Flexijet GmbH in Bad Oeynhausen, ganz genau. Das Unternehmen entwickelt seit 2006 Hard- und Software für den Treppenbau und hat inzwischen mehr als 1.500 Flexijet-3D-Geräte am Markt.

Wie der Name schon andeutet, lässt sich mit dem Gerät ein dreidimensionales Aufmaß anfertigen. Es besitzt eine Vielzahl komfortabler Funktionen wie beispielsweise Touchscreen, Zoom, Sprachnotizen oder Fotofunktion mit der Möglichkeit, Notizen zu hinterlegen. „Das Gerät ist auf einfache Bedienbarkeit gebaut und besitzt eine Benutzeroberfläche, die an Auto CAD angelehnt ist“, sagt Martin. Einmal positioniert erfasst das Gerät auch schwierige Treppensituationen. Es gibt sogar einen Hinweis, wenn es versehentlich angestoßen wurde und das korrekte Aufmaß in Gefahr ist.

CNC-Bearbeitungszentren für den Treppenbau

Davis Müller weiß, wie gute Maschinen funktionieren müssen. (Foto: Vahle)

Spezialist für die „ganz schwere Hardware“ ist Davis Müller, Gebietsverkaufsleiter bei der Reichenbacher Hamuel GmbH bei Coburg. Die Maschinenbauer sind Spezialisten für CNC-Bearbeitungszentren und haben sich unter Treppenbauern mit der Vision-II-ST einen Namen gemacht.

Einige Eckdaten: Die Konstruktion ist ein Vier-Ständer-Portal. „Diese Portalkonstruktion ist wichtig, um die Vibrationen so weit wie möglich aus der Maschine zu bekommen“, sagt Müller. Der Trägertisch ist quasi nackt – sämtliche Bauteile verlaufen im Inneren, damit es keine Probleme mit beschädigten Kabeln oder verschmutzter Technik gibt. Der Sägevorschub beträgt mit der 15-Kilowatt-Spindel 40 Meter in der Minute, mit der 24-Kilowatt-Spindel sind es bis zu 60 Meter. Die Vision kann sogar über Nacht ganz alleine mannlos fertigen – egal ob Stufen, Wangen oder Pfosten. Bei Reichenbacher hält man nichts davon, unzugängliche Steuerungen zu verbauen. Das Unternehmen verwendet standardisierte Bauteile, die jeder Fachmann reparieren kann. Müller mag die Reichenbacher-Maschinen, das ist seinem Gesicht anzusehen, wenn er die Vorzüge anpreist. Eines ist für ihn aber ganz klar: „Die Maschine allein reißt es nicht, wenn nicht die handwerk­liche Erfahrung dazukommt.“ (tv)

Hintergrundinformation

Winfried Böhlein, Angela Martin und Davis Müller haben wir Anfang März auf den Deutschen Treppenbautagen des Bundesverbands Treppen- und Geländerbau (BVTG) getroffen. Gastgeber der Veranstaltung war in diesem Jahr die Remmers GmbH im südoldenburgischen Löningen, die für die Vortragsveranstaltungen ihr Remmers Forum und für den praktischen Teil das Kompetenzzentrum Oberfläche zur Verfügung gestellt hat.

Web-Wegweiser:
www.boehlein.de

www.flexijet.info

www.reichenbacher.de

www.bvtg.de

Autor

Thomas Vahle

Thomas Vahle


Zugehörige Artikel

Die Kunst des Kombinierens

ANZEIGE • Wie können verschieden Holzarten effektiv zusammen eingesetzt werden? weiterlesen

Digital auf neuen Wegen

Da kommt die Tochter nach vielen Jahren zurück nach Hause und will im elterlichen Betrieb alles auf den Kopf... weiterlesen

Die Geschäftsführung ruht auf drei Schultern: Kevin Becker (von links), Winfried Stienen und Marc Henschen. (Foto: Vahle)

Die Tops und Flops im Maschinenhandel

Was hat sich bewährt, was nicht? Welchen Trends folgt der Maschinenhandel? Wir haben Winfried Stienen von der Géronne GmbH... weiterlesen

Matthias Löseke: „Zugegeben, wir sind etwas Homag-lastig.“ Foto: Thomas Vahle

Wohin das Auge schaut – überall Homag

Matthias Löseke ist seit 2009 selbstständig. Bei den Maschinen und der Software hat er von Anfang an auf nur... weiterlesen

Schreiner/Tischler-Praktikanten für Kreuzfahrtschiff der TV-Doku “Verrückt nach Meer” gesucht!

ANZEIGE • Die Doku-Serie „Verrückt nach Meer“ (Das Erste) geht weiter! Die „Grand Lady“ sticht wieder in See und... weiterlesen

Familienbetrieb seit über 200 Jahren

Ideen entwickeln, nach vorne schauen, den Kopf nicht in den Sand stecken – so ist die Tischlerei der... weiterlesen

Mafell MT 55 18M bl: Die taucht was

ANZEIGE • Wir haben die Tauchsäge MT 55 18M bl von Mafell getestet. Das ist die Akkuvariante der bekannten... weiterlesen

Wo Innenausbau zum virtuellen Abenteuer wird

Sehen, bewegen, interagieren – so wird virtuelle Realität real! Redakteur Denny Gille durfte die Technik ausprobieren. weiterlesen

Mit Gorbi ging alles besser

Michael Pätz aus Bernburg hat sich gleich nach dem Mauerfall selbstständig gemacht. Nicht aus der Not, weil sein Betrieb... weiterlesen

Tischlerei der schönen Dinge

Frank und Marcel Lamp wollten nur noch die schönen Dinge des Lebens bauen, als sie die Tischlerei Lamp &... weiterlesen

Kontakt

Redaktion:

  • Denny Gille, +49 (511) 8550 2624

 

Verkauf:

  • Anna Dau, +49 (511) 8550 2484

Ich will hier rein!

Sie sind Tischler und möchten Holzheld werden? Oder Sie haben etwas in Ihrem Beruf erlebt, gesehen, hergestellt, das Kollegen oder Fachleute interessieren könnte? Sie sind Hersteller, Händler o.ä. und möchten Ihre Produkte präsentieren? Dann schreiben Sie uns!

Jetzt kontaktieren

Holzhelden ist die Plattform rund um professionelle Tischlerarbeit, Technik, Werkzeugtests und mehr. Blicken Sie hinter die Kulissen des Tischler- und Schreinerhandwerks.

Übrigens: Anregungen, Tipps, Kritik (und Lob) sind auch willkommen!

Weitere Angebote

    • handwerk.com
    • Mediadaten genau

  • Unsere Texte für Ihre Kunden
  • App
  • Newsletter

Impressum • Datenschutz • AGB

Schlütersche
Ein Angebot von Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG

OK

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen zu Cookies erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.

  • Startseite
  • Holzhelden
  • Werkzeugtest