Wäscheschrank – ein Meisterstück aus Tischlerhand
Alte Bestände aus der Vorkriegszeit haben Tischlermeister Karl Starke 1959 geholfen, sein Meisterstück, einen Herrenwäscheschrank, zu verwirklichen.
„Die Meisterstücke waren zu unserer Zeit weniger von einer spektakulären äußeren Erscheinung geprägt, sondern sie mussten einen gewissen Gebrauchswert aufweisen“, sagt Karl Starke, Tischlermeister aus Meißen. Der heute 83-Jährige hat 1959 sein Meisterstück im väterlichen Betrieb angefertigt: einen Herrenwäscheschrank in Rüster. „Von Vorteil war, dass ich auf noch vorhandene Materialien aus der Vorkriegszeit zugreifen konnte. In der DDR-Zeit war die Materialbeschaffung äußerst prekär“, berichtet Starke aus seinem Berufsleben.
Meisterstück beeinflusst durch „Melkschemelstil“

Akribische Kleinarbeit war notwendig, um das Gedicht perfekt auf die Auszüge zu bringen. Foto: Starke
Die Gestaltung seines Meisterstücks ist beeinflusst durch den sogenannten „Melkschemelstil“ der 50er-Jahre. Das heißt, es gab keine aufstehenden Sockel, die schlanken Füße erforderten eine solide Konstruktion, um nicht durchzubiegen. Hinter den beiden Türen im oberen Teil finden sich Auszüge für Wäsche und eine Kleiderstange. Unten sind zwei Schubladen, die auf Beistößen laufen. Sie gleiten auch heute noch leicht zurück, wenn sie nur an einer Ecke angestoßen werden.
„Hergestellt habe ich das Stück in reiner Handarbeit. Furniert wurde mit warmem Tischlerleim in Schraubstöcken mit Zinkzulagen“, erzählt Starke. Die Intarsien der Türinnenseiten sind in Messerschnitt- und Sägetechnik hergestellt. Sie zeigen das Wappen der Stadt Meißen und berühmte Erzeugnisse wie Porzellan und Wein. Auf der anderen Seite finden sich die Tischler- und Handwerkszunftzeichen, dazu die Jahreszahl 1959.
Wäscheschrank mit Intarsiengedicht
An den Vorderstücken der Wäschezüge hat Starke in akribischer Kleinarbeit ein kleines Gedicht zum Thema Wäsche in Intarsien verewigt: „Ich lieg hierinnen frisch und rein, will Stolz dir und auch Freude sein. Schau an mich und bedien‘ dich mein, alsdann schließ‘ wieder zu den Schrein.“ (tv)