Tischler mit zwei Standbeinen
Der Tischlereibetrieb von Dirk Koepke auf Rügen steht auf zwei Standbeinen: hoch qualifizierte Mitarbeiter und moderne Maschinen.

Von Rügen in die ganze Welt: Dirk Koepkes Betrieb kann von der Insel allein nicht leben. Muss er auch nicht. (Foto: Vahle)
„Meister Eder ist noch in den Köpfen. Von diesem Image müssen wir weg“, stellt Dirk Koepke klar. Er hat ganz genaue Vorstellungen, wie der Tischler und die Tischlerei der Zukunft aussehen: eine hoch qualifizierte Fachkraft mit klarer Spezialisierung und modernen Maschinen.
Zukunft: Tischlerkooperationen mit spezialisierten Tischlern
„Der Kunde glaubt, der Tischler kann alles – vom Regal bis hin zum Schiff. Wir sind aber alle mehr oder weniger spezialisiert. Wenn wir jeden Auftrag annehmen, können wir schnell ein Qualitäts- und Imageproblem haben“, sagt Koepke. Seiner Meinung nach sind Kooperationen der einzig gangbare Weg, um in Zukunft bestehen zu können: „Der Neidgedanke muss weg, zu viele Kollegen haben noch Angst vor Kooperationen. Aber wo wir uns nicht einig sind, da lacht uns der Kunde aus. Gemeinsam können wir mit wenig Aufwand ein sehr positives Image aufbauen.“
Umbau zum modernen Tischlerbetrieb
Seit 1991 betreibt Koepke seine Tischlerei in Garz auf Rügen – viele Jahre zusammen mit seinem Kollegen Axel Kasiske, der sich vor gut zehn Jahren in den Ruhestand verabschiedet hat. Nach dem Mauerfall haben die beiden ihren Betrieb schnell zu einem modernen Unternehmen ausgebaut. Bei ihnen auf Rügen wurde 1993 die erste computergesteuerte Holzbearbeitungsmaschine in den neuen Bundesländern aufgestellt.

Moderne Maschinen sind das Rückgrat der Produktion. (Foto: Vahle)
Die beiden Existenzgründer investierten nicht nur konsequent in moderne Maschinen, sondern auch in qualifizierte Mitarbeiter. Koepke hat die Ingenieurschule für Holztechnik in Dresden erfolgreich abgeschlossen. Heute arbeitet neben ihm und seiner Frau noch ein dritter Ingenieur im Betrieb. Dazu kommen drei Meister, ein Holztechniker, fünf erfahrene Gesellen und zwei Auszubildende.
Tischlerausbildung auf hohem Niveau
„Gern wollen wir die Auszubildenden nach ihrer Prüfung behalten“, sagt Koepke, der nur für den eigenen Fachkräftebedarf ausbilden möchte. Der Unternehmer stellt daher keinen Auszubildenden ein, bei dem klar ist, dass er im Anschluss studieren will. „Die sind ruckzuck wieder weg. Unsere Erfahrung ist, dass ein fertiger Azubi noch zehn Jahre braucht, um ein ordentlicher Geselle zu werden“, sagt Koepke. Das hohe Niveau sei notwendig, weil die geistigen Anforderungen immer weiter steigen würden.
Damit meint der Geschäftsführer nicht nur den Umgang mit Software und CNC-Maschinen, sondern insbesondere auch die Flut an Normen und Regelungen. „Die Anforderungen, die die Politik an uns stellt, können wir teilweise nicht mehr erfüllen. Wir sind keine Steuerberater, keine Rechtsanwälte, wir haben auch nicht Ökologie studiert. Wir sind keine Intellektuellen, sondern Tischler“, sagt Koepke ganz klar.

Die Mitarbeiter sind meist schon lange im Betrieb und hoch qualifiziert. (Foto: Vahle)
Als ehemaliger Obermeister und Landesinnungsmeister von Mecklenburg-Vorpommern weiß der 55-Jährige nur zu gut, wovon er spricht. Seiner Meinung nach schiebt die Politik immer mehr Verantwortung von sich weg in die Handwerksbetriebe hinein. Seine Ämter hat Koepke inzwischen niedergelegt – keineswegs aus Frust, sondern weil Jüngere ans Ruder sollen. Und das nicht nur im Ehrenamt, sondern auch im Unternehmen: Im nächsten Jahr will Koepke den Betrieb an seinen 31-jährigen Sohn Eric übergeben. Der ist natürlich Tischlermeister und hat auch eine abgeschlossene Ausbildung im Bootsbau – eine Qualifikation, die auf einer Insel nützlich ist.
Tischlerarbeiten im Objekt- und Privatbereich
Der Junior übernimmt einen Betrieb, der sein Geld zu 70 Prozent im Objektgeschäft verdient und zu 30 Prozent mit Privatkunden. „Es ist wichtig, beide Kundengruppen zu bedienen. In der Krise vor einigen Jahren waren plötzlich die Privatkunden weg“, berichtet Koepke von seinen Erfahrungen.
Inzwischen hat sich die Lage nach Aussage des Unternehmers aber deutlich entspannt: In Mecklenburg-Vorpommern wächst der Wohlstand und insbesondere auf Rügen boomt der Markt der Ferienwohnungen – und damit auch der Markt der hochwertigen Inneneinrichtung. Hierzu hat Koepke ebenfalls eine klare Meinung: „Wir müssen den Kunden vom Möbeldiscounter wegkriegen.“ Dafür sei es wichtig, die Stärken des Tischlers, nämlich Kompetenz und Beratung, voll auszuspielen. Ein gutes Verhältnis zum Kunden öffne – einmal aufgebaut – stets neue Türen. „Wir Tischler sind zumeist gute Handwerker, aber leider schlechte Verkäufer“, weiß der 55-Jährige über seinen Berufsstand. In seinem Betrieb ist Kundenbetreuung Chefsache. Koepke macht den lieben langen Tag nichts anderes.
Doch von der Insel Rügen allein kann der Betrieb nicht leben. Die Kollegen sind deutschlandweit und auch im Ausland unterwegs. Oft geht es dabei um technische Möbel, beispielsweise um riesige Arbeitstische für ein großes Polizeipräsidium, in die die gesamte Polizeitechnik eingebaut wird. Für einen Mineralölkonzern hat Koepke & Kasiske eine Raffinerie mit Spezialmöbeln ausgestattet. „Wir bauen Möbel für ganz besondere Anforderungen, egal wie kompliziert es ist“, sagt Koepke. Ganz sicher ist Meister Eder ein sympathischer Mann, aber an solchen Aufgaben wäre er selbst zusammen mit seinem Pumuckl gescheitert.
Mehr Informationen www.kuk-ladenbau.de