Erfolgreiche Mission: Betriebsübergabe an die nächste Generation
Das ist nicht selbstverständlich, wenn der Senior den Familienbetrieb an den Junior übergibt. Bei den Becherers mischen sogar vier mit: zwei „ältere Herren“ und ihre Söhne.

Zwei Generationen, die ihre Grenzen geregelt haben: Benedikt, Rochus und Magnus Becherer. Es fehlt Wendelin Becherer. (Foto: Vahle)
„In einem Beratervertrag haben wir die Rahmendaten genau definiert“, erzählt der 38-jährige Magnus Becherer. Sein Vater Wendelin ist mit seinen 69 Jahren Gesellschafter. Der Onkel Rochus ist noch bis Jahresende als Geschäftsführer tätig, er ist 64 Jahre alt.
Seit 2015 haben die beiden Brüder nach und nach die Tischlerei Becherer an ihre Söhne Magnus und den 37-jährigen Benedikt übergeben. Seitdem leiten nicht mehr zwei Brüder, sondern zwei Cousins das Unternehmen. Und das in der vierten Generation: 1906 hat der Urgroßvater den Betrieb im beschaulichen Elzach im Schwarzwald gegründet, nebenbei war er Landwirt, wie damals fast jeder in der Region. Der Großvater als erster Nachfolger trennte sich von der Landwirtschaft und betrieb seit den späten 40er-Jahren nur noch die Tischlerei. Seine beiden Söhne, Wendelin und Rochus, haben beide Schreiner gelernt, Wendelin studierte zudem Innenarchitektur. Damals erfolgte die „Übergabe“ sehr abrupt – der Großvater starb überraschend. Den Söhnen blieb keine Wahl.
Vertrauen ist die Grundlage

65 Mitarbeiter sind bei den Becherers beschäftigt. Da herrscht jeden Tag Hochbetrieb. (Foto: Vahle)
„Die Grundlage ist einfach Vertrauen. Rochus und ich trauen es unseren Kindern zu, den Betrieb zu führen“, sagt Wendelin Becherer. Das Vertrauen basiert nicht nur auf der direkten Verwandtschaft, sondern auch auf der Qualifikation der beiden Junioren. Magnus hat Wirtschaftsingenieurwesen studiert und danach eine Schreinerausbildung gemacht, Benedikt hat zuerst die Lehre absolviert und wurde dann in Rosenheim Diplom-Innenausbauer.
Und auch auf der Seite der jungen Leute spielt das Vertrauen eine ganz wichtige Rolle: „Wir brauchen unsere Väter als Berater. Sie bleiben, solange sie fit sind und solange sie möchten. Wir wollen auf ihren Erfahrungsschatz nicht verzichten“, sagt Benedikt. „Sie betreuen auch noch Kunden, zu denen sich über die Jahrzehnte ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut hat. Es ist wichtig, das Zwischenmenschliche zu pflegen“, weiß Magnus. Denn in die weite Welt – so wie die Becherers – kommt man mit seinen Produkten in erster Linie nicht durch ein Vertriebsbüro, sondern durch Empfehlungen.
Und so kommt es auch, dass ein ehemaliger Vorstandsvorsitzender eines großen Automobilkonzerns ein Büro von Becherer hatte. Auch ein ehemaliger Bundespräsident residierte an einem Schreibtisch aus der Schwarzwald-Schreinerei. Viele Möbel haben schon in Filmen „mitgespielt“, große Entscheidungen werden an großen Konferenztischen von Becherer getroffen – in Korea, Japan, Südamerika, Kuwait, in den USA oder Kanada. Büro- und Objekteinrichtungen sind das wichtigste Standbein für den Betrieb.
Die Senioren halten sich raus
Aus Personalfragen und Investitionen halten sich die Senioren raus. Hier liegen die Entscheidungen einzig bei Magnus und Benedikt. Dabei würden die beiden mit Investitionen sicherlich bei ihren alten Herren offene Türen einrennen. Denn investiert haben Wendelin und Rochus sehr viel. Ihnen war immer klar, dass sie eines Tages einen modernen Betrieb übergeben wollen. „Bei der Technik waren mein Vater und mein Onkel immer vorneweg – und wir sind es heute auch“, erzählt Magnus.

Das Gebäude versteht das Familienunternehmen als Visitenkarte. (Foto: Vahle)
Mehrere CNC-Bearbeitungszentren stehen in der 4.000 Quadratmeter großen Produktionshalle, um möglichst flexibel zu sein. Doch obwohl die Senioren schon 1995 eine Halle gebaut haben, die mit der Zeit gehen kann, plagt die 65 Mitarbeiter jetzt schon wieder die Platznot.
Nach einem Anbau von 2007 – für den es auch einen Architekturpreis gab – ist jetzt schon wieder ein Gebäude in Planung. Die vor zwei Jahren angeschaffte Plattensäge mit automatischem Lager hat sehr viel Platz gefressen. „Wir haben alles umgestellt und neu sortiert“, sagt Benedikt.
Klar ist aber schon jetzt, dass der neue Anbau nicht einfach nur eine Halle wird, sondern einen weiteren architektonischen Akzent setzt.
„Ein offenes und großzügiges Gebäude ist wichtig, damit sich die Mitarbeiter mit ihrem Betrieb identifizieren können. Und außerdem ist es unsere Visitenkarte. Denn wir müssen es schaffen, dass Kunden ins entlegene Elzach kommen, das ist nicht selbstverständlich“, sagt Magnus. Dagegen haben wohl auch die beiden Senioren nichts einzuwenden. Sie haben schließlich den Maßstab gesetzt.
Mehr Informationen www.becherer.com