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Thomas Vahle2018-07-18T09:01:48+02:00

Das Gesicht nicht verlieren

Schon der Vater hat frühzeitig einen Trend erkannt, von dem sein Sohn Nils Weßling heute profitiert: Er baut Fenster und Türen für alte Häuser im norddeutschen Raum.

Oft beim Kunden, gelegentlich aber auch in der Werkstatt: Nils Weßling. (Foto: Vahle)

Deutschlands Norden – unendliche Weiten. Gesäumt von Häusern mit markanten Fenstern und Türen. Dafür, dass diese Häuser „ihr Gesicht“ behalten, sorgt Nils Weßling mit seinem Team. Der 40-jährige Tischlermeister hat sich auf Nachfertigungen von alten Fenstern und Türen spezialisiert. Und so lautet auch der Slogan seiner Firma in Bremen-Lesum „Damit Ihr Haus das Gesicht behält“.

„Das Geschäftsfeld wächst“, freut sich Weßling. Wo in den vergangenen Jahrzehnten oft die Optik älterer Häuser durch den Einbau falscher Fenster auf der Strecke geblieben sei, habe sich jetzt ein Bewusstsein für den Erhalt oder die Wiederherstellung entwickelt. „Schon mein Vater hat damit begonnen, alte Fenster und Türen nachzufertigen. Als ich den Betrieb vor zehn Jahren übernommen habe, war das für mich ein Feld, das ich noch weiter ausbauen konnte“, beschreibt der Tischlermeister die erfolgreiche Entwicklung seines Betriebs.

Wenn die alten Fenster noch vorhanden sind, werden sie in der Werkstatt nachgebaut. Mit moderner Verglasung, versteht sich. Im Laufe von Jahrzehnten oder Jahrhunderten sind aber auch viele historische Fenster verschwunden und Kunden wünschen dafür optimalen Ersatz. Da kommt dann die Kompetenz der Tischlerei Weßling ins Spiel.

Wenn es mal etwas älter ist: Die Tischlerei Wessling kann auch mit exotischen Beschlägen weiterhelfen. (Foto: Vahle)

„Wir können alles anbieten – Fenster mit Stangenverschluss, mit sämtlichen Zierleisten und allem weiteren historischen Zubehör“, schwärmt der Bremer Unternehmer von den individuellen Fertigungsvarianten. Natürlich würden die neuen Fenster auch mit Dreh-Kipp-Funktion gebaut, aber die eigentliche Optik bleibe erhalten. „Es ist einfach schön, etwas mit den eigenen Händen zu fertigen und zufriedene Kunden zu haben“, ist Weßling von seiner Arbeit begeistert.

Zufrieden mit der Arbeit ist auch das Bremer Amt für Denkmalschutz, mit dem das Weßlingsche Team immer wieder zu tun hat. Das Amt kennt den Betrieb und weiß, dass Fenster und Türen aus Bremen-Lesum seinen hohen Anforderungen stets genügen.

Einige Jahrzehnte war Blumenthal, ein anderer Ortsteil Bremens, die Heimat der damals sehr kleinen Tischlerei. 1974 hat sie der Vater von Nils Weßling dort von seinem Vater übernommen. Aber 2001 musste die Tischlerei einem neuen Wohngebiet weichen. „Und das war gut so“, sagt der jetzige Firmenchef: „Die Werkstatt war alt und viel zu klein. Hier in Lesum haben wir richtig Platz“ – insgesamt rund 1.100 Quadratmeter, 800 davon entfallen auf die Werkstatt.

Fluktuation gibt es im Weßlingschen Betrieb kaum … (Foto: Vahle)

… denn alle Mitarbeiter mögen ihre Arbeit und das Ergebnis. (Foto: Vahle)

Nach dem Neustart in dem vergrößerten Betrieb ergriff der Vater schon bald die Chance, sich zu spezialisieren. Er begann, Erfahrungen mit der Nachfertigung alter Fenstern und Türen zu sammeln. Mit Erfolg: Sein Sohn hat heute viele Kunden in einem Einzugsbereich von etwa 40 Kilometern rund um Bremen. Auch für Häuser in Hannover oder auf der Insel Spiekeroog hat das Weßling-Team schon Fenster und Türen angefertigt. „Da hat der Auftraggeber aber die Montage an einen Betrieb vor Ort vergeben. Das wird sonst zu teuer und für uns lohnt es sich auch nicht“, macht Weßling deutlich.

Der Tischlermeister beschäftigt heute sechs Gesellen und einen Auszubildenden. Seine Frau Martina kümmert sich vormittags um die Büroarbeit. „Damit haben wir unsere optimale Betriebsgröße erreicht“, stellt Weßling klar. Der Tischlermeister ist viel bei den Kunden, legt aber manchmal doch auch noch Hand in seiner Werkstatt an.

Fluktuation gibt es im Weßlingschen Betrieb eigentlich nicht: Ein Geselle ist seit 27 Jahren dabei, er hat noch beim Vater gelernt. Vier sind seit mehr als zehn Jahren in der Tischlerei beschäftigt. Sie alle schätzen die abwechslungsreiche Arbeit, denn jedes Fenster und jede Tür ist individuell angefertigt. Und sie alle schätzen es auch, wenn sie durch die Gegend fahren und ein Haus entdecken, dem sie entweder sein Gesicht zurückgegeben oder dessen Gesicht sie erhalten haben. (tv)

Autor

Thomas Vahle

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