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Thomas Vahle2018-04-23T13:33:08+02:00

Einfach mal einen Schnitt machen

Die Arbeit ist unbefriedigend, die Rahmen­bedingungen für das Geschäft stimmen nicht? Sabine und Heinz Diekmann haben konsequent abgeschafft, was ihnen nicht gefiel.

Irgendwann ist es an der Zeit, einen deutlichen Schnitt zu machen. Dazu gehört Mut. Sabine und Heinz Diekmann sind diesen Weg zwei Mal gegangen. Das erste Mal, als sie mit ihrer Arbeit unzufrieden waren. Das zweite Mal, als sie sich von ihrem Laden getrennt haben. Der lag zwar mitten in der Stadt, hat aber zu viel Kraft gebunden. Doch langsam, fangen wir von vorne an …
1983 hat der junge Heinz Diekmann aus Heyen seinen Meisterbrief in der Tasche. Sein Heimatort liegt im Weserbergland, unweit der Münchhausenstadt Bodenwerder. Damals sagen sich in der strukturschwachen Region Fuchs und Hase bereits kurz nach dem Mittagessen „Gute Nacht“. Diekmann sucht einen Betrieb, der Massivholzmöbel baut. Aber die gibt es kaum. „So bin ich dann auf die Idee gekommen, mich in diesem Bereich selbstständig zu machen“, erzählt der heute 55-Jährige aus der Vergangenheit. Eine logische Schlußfolgerung. Aber erst einmal kam alles ganz anders.

Die runde Küche ist das Markenzeichen des Tischlereibetriebes von Sabine und Heinz Diekmann. (Vahle)

Er fängt bei Null an, im Wohnhaus und in der Garage. Allein. Der Betrieb entwickelt sich gut. Bald beschäftigt Diekmann zehn Gesellen – so nachgefragt sind die Bautischlerarbeiten des jungen Unternehmers. Aber halt, war da nicht was? Richtig, die Massivholzmöbel. Die stehen hinten an. „Wir waren nicht zufrieden, weder mit unserer Arbeit noch mit unserem Verdienst“, sagt Diekmann, der inzwischen eine kleine Familie gegründet hatte. Zusammen mit seiner Frau beschließt er, einen Schnitt zu machen, sich wieder auf Massivholz zu konzentrieren.
Schritt für Schritt nimmt die Neuerfindung der Tischlerei Diekmann Gestalt an, die 1992 in der Eröffnung eines Ladens in der Hamelner Innenstadt gipfelt, knapp 20 Kilometer entfernt. Heinz Diekmann baut Möbel, seine Frau Sabine kümmert sich um das Büro, die Polsterei, um Accessoires und gibt dem Laden eine weibliche Handschrift. So weit, so gut.

Doch die Pacht ist erheblich und der Laden bindet sehr viel Arbeitskraft. Eine Aushilfe wollen die Diekmanns nicht hinter den Tresen stellen und so ist Sabine stets in Hameln beschäftigt, während Heinz im Betrieb in Heyen zu tun hat. Zeit für einen weiteren Schnitt. Zeit dafür, sich von der Innenstadtlage zu trennen und einen neuen Weg einzuschlagen. „Wir haben dann 2000 ein Ausstellungshaus auf unserem Grundstück hier bei uns im Dorf gebaut“, sagt Diekmann. Mutig. „Das war der Durchbruch“, sagt das Ehepaar im Rückblick.

Neubau 2000: Diekmanns investierten in ein eigenes Ausstellungshaus. (Vahle)

Heyen ist mit seinen 450 Seelen keine Metropole. Das bedeutet, die Kundschaft muss erst einmal den Weg zu den Diekmanns finden. Das Ehepaar nutzt dazu Messen und Ausstellungen als Instrument. Die Messestadt Hannover mit ihren Verbraucher-Messen ist nicht weit entfernt, zudem bietet sich ringsum eine Vielzahl von Garten- und Lifestyle-Ausstellungen, im Frühjahr und in der Vorweihnachtszeit machen die Diekmanns eigene Veranstaltungen mit Essen, Trinken, Musik und anderen Ausstellern aus der Region. Ein weiterer Schritt in Richtung Kunde ist der Internet-Auftritt des Unternehmens in Verbindung mit dem Online-Shop, der seit zwei Jahren existiert. Hier gibt es laut Heinz Diekmann zwar noch deutlich Wachstums­potential, aber zu hoch will er das Thema nicht hängen: „Das Internet ist für uns nur ein Zwischenschritt. Der Weg des Kunden geht ganz klar über die Messen, dann ins Internet und schließlich zu uns ins Ausstellungshaus“, hat er beobachtet.

Es sind in erster Linie Kunden aus dem norddeutschen Raum, klar mit dem Schwerpunkt Hannover, die den Weg in das kleine Heyen finden. Wer hier vor der Tür steht, der erwartet Qualität und Service – und beides kostet Geld, wie Heinz Diekmann ganz klar sagt. Im unteren Preissegment will er nicht mehr arbeiten. Er gehört auch zu den wenigen Handwerkern, die sich trauen, bei aufwendigen Planungen eine Schutzgebühr zu verlangen. „Das deckt zwar nicht alle Kosten, es bremst aber die aus, die nur mal eben aus Langeweile eine Küche planen lassen“, sagt Diekmann.

Fast alle da: Diekmanns haben zuverlässige und kompetente Mitarbeiter. (Vahle)

Wobei ein Küchen-Kunde zumeist schon konkrete Vorstellungen hat, wenn er zu Diekmanns geht: Runde Küchen sind das Markenzeichen des kleinen Betriebes in Heyen. Für sein Geld bekommt der Kunde nicht nur eine einzigartige Küche, sondern auf Wunsch auch einen Rundum-Service, bei dem er sich um nichts mehr kümmern muss. „Erst kürzlich hatten wir den Fall, dass der Kunde den Schlüssel bei uns abgegeben hat und in den Urlaub gefahren ist. Wir haben in seiner Abwesenheit eine neue Küche eingebaut und er war sehr zufrieden. Sowas ist Werbung pur“, sagt Heinz Diekmann. Damit das funktioniert, hat der Tischler ein Netzwerk aufgebaut aus regionalen Betrieben. Dazu zählen unter anderem ein Elektriker und ein Fliesenleger – eben alle, die man für eine Küche braucht.

Die Diekmanns sind ihren Weg konsequent gegangen und haben ihren Traum von der Massivholz-Tischlerei umgesetzt. Schade nur, dass Heinz Diekmann nichts davon hat: „Meine Arbeitsplätze sind der Computer und das Gespräch beim Kunden. Den Luxus, in der Werkstatt zu arbeiten, den kann ich mir nur selten gönnen.“

Autor

Thomas Vahle

Thomas Vahle


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