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Thomas Vahle2018-06-01T08:48:03+02:00

Das Blut gehört in den Kopf …

Ohne sein High-End-Tablet verlässt Ralf Göhler nie das Haus. Es ist ein fester Bestandteil der Arbeitsprozesse seiner Tischlerei Kubusline in Belm bei Osnabrück.

„Einfach geile Möbel bauen“ – Ralf Göhler hatte klare Vorstellungen bei der Gründung von Kubusline. (Foto: Gille)

Die Digitalisierung hat es Göhler erlaubt, seinen Unternehmertraum nach seinen Vorstellungen zu verwirklichen. Vor zehn Jahren hat der 44-Jährige sich selbstständig gemacht – mit einem klaren Ziel: „Ich wollte einfach mit ein paar Kumpels zusammen geile Möbel bauen.“

Für die Möbeltischlerei bedeutet das: geringe Mannstärke, kleine Stückzahlen. Damit steht die Zielgruppe der exklusiven Möbel fest: zahlungskräftige Kunden. Und die brauchen viel persönliche Betreuung. Alles Chefsache. So pendelt Ralf Göhler ständig zwischen Kundenterminen, seinem Homeoffice im Norden von Osnabrück, wo er die Möbel entwirft, und der Werkstatt, die 45 Autominuten weiter südlich liegt. „An vielen Wochen bin ich nur zwei bis drei Tage in der Werkstatt“, sagt er. Trotzdem läuft der Betrieb reibungslos, dank moderner Kommunikationsmittel.

Computer als zentrales Werkzeug

Schon im ersten Jahr hat der Unternehmer mitten in der Werkstatt einen großen Bildschirm mit Maus und Tastatur an die Wand gehängt. Eine Glasscheibe schützt ihn vor dem Holzstaub der benachbarten CNC-Fräse. Der typische Ablauf eines Homeoffice-Tages startet mit der telefonischen Teambesprechung. Dann versammelt sich die fünfköpfige Mannschaft vor dem Bildschirm in der Werkstatt. Auf den hat Göhler per VPN-Tunnel vollen Zugriff aus der Ferne. „So kann ich die CAD-Konstruktionen der aktuellen Projekte aufrufen und mit den Kollegen die Details durchgehen“, erklärt der Tischlermeister. „Wir haben von hier aus Zugriff auf unseren Server und damit auf sämtliche Pläne und Bauteile.“ So können die Mitarbeiter das Möbelstück noch anpassen und verändern, kurz bevor es gebaut wird.

Bevor es ein Projekt bis zu diesem Punkt geschafft hat, ist allerdings jede Menge Vorarbeit beim Kunden zu leisten. „Bei großen Aufträgen kommen leicht zehn Vor-Ort-Gespräche zusammen“, schätzt Göhler. Auch bei Kundenbesuchen greift er auf digitale Helfer zurück: „Früher bin ich überall mit dem Schreibblock rumgerannt – und dann hatte ich ihn trotzdem nie da, wo ich ihn gerade gebraucht habe.“

Alle Dokumente immer verfügbar

Ohne Tablet läuft nichts: Es ersetzt nicht nur den Notizblock, sondern ist auch direkt mit der Werkstatt vernetzt. (Foto: Gille)

Den Block hat er durch sein Tablet ersetzt. Das ist mit der Onedrive-Cloud verbunden. Ralf Göhler zeichnet auf dem Tablet, macht Notizen und dokumentiert Kundengespräche. Und jede Notiz ist dank Cloud ständig an jedem seiner Arbeitsplätze verfügbar. „Für mich bedeutet Digitalisierung, dass ich von jedem Standort aus auf meine Projekte zugreifen kann“, sagt er. „Die Cloud hat uns da einen richtigen Schub gegeben.“

Wieder im Büro zeichnet er die Entwürfe im CAD-Programm. Einen Großteil des betriebswirtschaftlichen Teils jedes Auftrags erledigt er dabei gleich mit. Denn über eine Software-Schnittstelle kann er aus der Zeichnung Materialbedarf, Stückliste und die Kennzeiten für den Fertigungsaufwand in eine Branchensoftware exportieren, die für ihn die Kosten berechnet. „Daraus kann ich direkt das Angebot, die Abschlags- und Schlussrechnung generieren“, sagt Göhler.

Personalkosten und Zeitaufwand für jedes Projekt kann ihm der Computer vorhersagen, noch ehe das erste Brett angesägt wird. Denn die Mitarbeiter erfassen ihre Zeiten digital. Und zwar nicht nur Arbeits­beginn und -ende, sondern auch die benötigte Zeit für einzelne Arbeitsschritte. So entstehen Durchschnittszeiten für viele Teil­arbeiten, die automatisch in der Kalkulation genutzt werden. Das hilft Göhler auch bei der Nachkalkulation: „Im Branchen­programm kann ich mir einfach anzeigen lassen, welche Abschnitte des Projekts gut liefen und wo es Optimierungsbedarf gibt.“

Auf moderne Technik setzt der Gründer von Kubusline auch in seinem Maschinenpark. Das soll vor allem seine Mitarbeiter – zwei Meister, ein Techniker, ein Geselle und ein Lehrling – entlasten. Sägen, CNC-Fräse und Kantenanleimmaschine werden per Touchscreen bedient. Die große Vertikal-Plattensäge kann halbautomatisch bedient werden, natürlich ist sie mit einem Kranarm ausgestattet: „Manch einer hält das für bescheuert, aber meine Mitarbeiter brauchen ihr Blut im Kopf und nicht in den Armen“, sagt Göhler.

Finanziert mit Fördermitteln

Moderne Maschinen für schlanke Prozesse. (Foto: Gille)

Bei der Finanzierung seiner Maschinen hat der Unternehmer versucht, möglichst viele Fördermöglichkeiten mitzunehmen. „Damit habe ich mich lange beschäftigt“, sagt er. So konnte er für zwei Maschinen Zuschüsse aus einem regionalen und einem EU-­Förderprogramm einstreichen. „Die Geldgeber haben vor allem Wert auf den Innovationscharakter der Investition gelegt“, sagt Göhler. Diese Anforderung erfüllte er mit einer Kantenanleimmaschine, die einen speziellen Leim verarbeiten kann, und mit einem neuartigen Hobel, mit dem Kubusline sich das Vollholzgeschäft erschloss. Etwa 15 Prozent pro Investition konnte er sich so als Zuschuss sichern.

Weiter feilen am Prozess

An seinen Arbeitsprozessen will der Betrieb auch künftig noch feilen: Wenn die CAD-­Maschine die Stückliste exportiert hat, soll ein Barcode-Drucker einen Aufkleber für jedes Werkstück drucken. An der Paneelsäge wird jedem Teil nach dem Zuschnitt sein Barcode aufgeklebt. „An der CNC-Fräse wird der Code ausgelesen, damit die Fräse sofort das richtige Programm zur ­Bearbeitung startet“, sagt Göhler. „Bislang müssen wir das noch manuell heraussuchen.“

Autor

Thomas Vahle

Thomas Vahle


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