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Thomas Vahle2018-05-31T13:52:43+02:00

Neue Wege gehen

Gibt es Schwachstellen im Betrieb? Die Frage beantwortet niemand gerne mit „Ja“. Michael Schäfer hat genau hingesehen.

Die Griffe werden künftig die Sitze der Harzer Brockenbahn zieren.

Manchmal muss man ausgetretene Pfade verlassen – das ist ein alte Weisheit. Michael Schäfer hat das gemacht. Sein Betrieb heißt jetzt nicht mehr Schäfer-Holztechnik, sondern Schäfer Möbelhandwerk. Aber das ist noch längst nicht alles.

„Holztechnik war zu ungenau, das kann ja alles Mögliche sein, zum Beispiel ein Maschinenhandel“, sagt Schäfer, der die Tischlerei in Halberstadt 2003 gegründet hat. Der 46-Jährige kommt aus einer Tischlerfamilie, Vater und Großvater waren auch Tischler. Seine Mutter hätte es gern gesehen, wenn er nach der Schule studiert hätte. Stattdessen entschied sich Schäfer aber für eine Ausbildung. Studieren wollte er dann später noch. Aber wie es oft so ist: Aus vielerlei Gründen wurde nichts daraus. Er blieb beim Vater im Betrieb. „Und genau das ist ein Problem bei mir“, erzählt der gebürtige Halberstädter ganz freimütig: „Ich habe immer nur bei meinem Vater gearbeitet. Erfahrungen in anderen Betrieben konnte ich nie sammeln.“ Das ist auch ein Grund dafür, warum er Innungsmitglied ist. Dort kann er sich mit anderen Tischlern austauschen. Sein Vater war sogar Obermeister.

Schäfer weiß ganz genau, wo die Schwachpunkte seines Betriebs liegen. Mit der Hilfe eines Unternehmensberaters hat er alles auf Herz und Nieren geprüft. Der neue Name war nur ein kleiner Teil dieser Analyse: Die Homepage ist jetzt völlig neu gestaltet. Zudem postet der Tischler jede Woche Fotos bei Facebook. „Das habe ich früher nur so nebenbei gemacht, jetzt will ich es konsequent betreiben. Wir verstehen etwas vom Möbelhandwerk – aber es muss draußen auch bekannt werden“, sagt er. Wichtig ist aber nicht nur, die persönlichen Schwachstellen und die des Betriebs zu erkennen, sondern auch, die Mitarbeiter auf den neuen Weg mitzunehmen. Zwölf Leute beschäftigt Schäfer, zwei davon sind Azubis.

Ohne Absprachen geht‘s im Betrieb nicht. Für die Zukunft wünscht sich Michael Schäfer (rechts)
noch einige Steuermänner.

Mit seinen Mitarbeitern hat Schäfer mehrere Seminare besucht und Ziele definiert. Ein Ziel ist beispielsweise, Verantwortung auf mehrere zu übertragen. „Ich möchte nicht immer nur der einsame Kapitän sein, sondern ich brauche auch Steuermänner“, bringt es der Tischler auf den Punkt. Sein Glück ist, dass die Weichen dafür schon gestellt sind. Mit seinen Mitarbeitern ist er nämlich zufrieden und möchte sie behalten. In den nächsten Jahren geht das Handwerk laut Schäfers Meinung goldenen Zeiten entgegen, weil das handwerkliche Geschick in der Bevölkerung immer weiter nachlässt – und von diesen goldenen Zeiten möchten er und seine Mannschaft profitieren.

In erster Linie bedient die Tischlerei die Bedürfnisse des Ausstellungs- und Museums­baus. Aktuell finden sich die entsprechenden Aufträge direkt im Harz vor der Haustür: beispielsweise die Neugestaltung des Foyers im Brockenhaus oder auch die Restaurierung der Innenausstattung von Waggons der Brockenbahn. Doch so viel Glück haben Schäfers Mitarbeiter nicht immer. Für gewöhnlich sind sie deutschlandweit unterwegs.

Schäfer beschäftigt zwei Azubis. Ausbildung ist ihm sehr wichtig.

Maßgeschreinert: Der Gleimstuhl ist ein frühes ergonomisches Möbelstück.

Für Privatkunden baut das kleine Unternehmen in erster Linie Möbel. „Hier ist die Beratung sehr wichtig, denn des­wegen gehen die Kunden zum Tischler“, sagt Schäfer. Er hat Spaß daran, mit den Kunden zusammen eine Lösung für ein Problem zu entwickeln. Zunehmend sind besondere Dekore oder „tischlerunübliche“ Materialien wie Glas oder Metall gefragt. „Wir versuchen, jeden Wunsch zu erfüllen“, sagt der Halberstädter. „Und preislich können wir im etwas gehobeneren Segment der Möbelhäuser mithalten.“

Ein Beweis für die handwerklichen Fähigkeiten des Unternehmens ist der sogenannte Gleimstuhl im Eingangsbereich des Büros. Auf dem Möbel kann man in beide Richtungen bequem Platz nehmen und es lässt sich als Schreibtisch nutzen. Schäfer fertigt den Stuhl auf Kundenanfrage für das Gleimhaus in Halberstadt. Erst vor wenigen Wochen hat der Tischler ein Exemplar in den Frankfurter Raum geliefert. Der Kunde hatte sich für Ahorn entschieden. Die Füllung ist aus echtem Rosshaar, ein ortsansässiger Polsterer erledigt die Polsterarbeiten. „Der Gleimstuhl ist ein sehr schönes Objekt, aber leben kann man davon natürlich nicht“, erzählt Schäfer schmunzelnd. Dafür ist die Nachfrage zu gering.

Dafür soll aber die Nachfrage nach Möbeln im Privat- und Objektbereich weiter steigen. „Wir wollen jeden Tag ein wenig besser werden“, sagt der Halberstädter. Das ist auch eines der Ziele für sein Unternehmen, besser gesagt, das ist ein Weg, der immer weiter führt. Damit Schäfer und seine Mitarbeiter von den goldenen Zeiten profitieren können.

Autor

Thomas Vahle

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